Der Vorstand beißt nicht oder doch?
Gerne nehme ich Sie auf meine persönliche Reise in die Zusammenarbeit mit dem Vorstand mit, da es für mich eine prägende Erkenntnis war, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte.
Die Aussage „Der Vorstand beißt nicht“ wurde von meinem Umfeld gebetsmühlenartig an mich kommuniziert. Es gab überhaupt keine Anhaltspunkte für meine Bedenken; dennoch war der jährliche persönliche Besuch der Geschäftsleitung im Team mit sehr viel Aufregung und Vorbereitung verbunden. Der Ablauf wurde akribisch geplant, die Themenbereiche und Fragen im Vorfeld im Team genau abgestimmt, um möglichst alles im Sinne des Vorstands zu präsentieren.
Bei Anrufen des Vorstands war als erstes die innere Frage präsent: „Was habe ich falsch gemacht?“ und nicht „Wofür werde ich jetzt gelobt?“, auch wenn kein negatives Referenzerlebnis dazu vorlag.
Als Leiterin des Personalbereichs mit direkter Unterstellung des Vorstandsvorsitzenden hat sich mein Bild vom Top-Management aufgrund des regelmäßigen Kontakts schnell gewandelt. Mir wurde klar, dass die Unternehmensführung Mitarbeiter*innen und Führungskräfte schätzt, die offen, ehrlich und immer wertschätzend ihre Meinung äußern, und dass ebenso konstruktives Feedback und neue Ideen an den Vorstand erwünscht sind. Dies entsteht aber nur in einer Umgebung, die von gegenseitigem Vertrauen geprägt ist und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe ermöglicht. So war es nun ich, die beteuerte „Der Vorstand beißt nicht“.
Lippenbekenntnisse wie „Meine Tür steht immer offen“ sind ehrenwert, meiner Erfahrung nach aber nicht der Schlüssel zum Erfolg. Ihre Wirkung als Geschäftsführer*in strahlt ins ganze Unternehmen und kann Großes bewirken. Egal, ob Sie dies aktiv tun oder nicht. Sie senden immer eine Botschaft an die gesamte Belegschaft. Daher mein Appell: Seien Sie sichtbar und direkt erlebbar für die Menschen! Investieren Sie bewusst regelmäßig Zeit dafür! Und ich verspreche Ihnen, es lohnt sich!
Es gibt viele wunderbare Möglichkeiten in Ihrer Bank oder Sparkasse, in (persönlichen) Kontakt mit den Menschen in Ihrer Umgebung zu treten. Gerne gebe ich Ihnen hierzu ein paar Impulse, wobei ich betonen möchte: Bleiben Sie dabei Sie selbst! Sie könnten beispielsweise die nächste schriftliche Botschaft an die Kollegen*innen verfassen und nicht an Ihre Assistenz delegieren oder gleich die Inhalte mit einem persönlichen Video mitteilen. Gratulieren Sie doch zukünftig zur erfolgreich bestandenen Weiterbildung, zum besonders tollen Vertriebserfolg/Projektergebnis oder zum Geburtstag. Ihre Handschrift hat eine magische Wirkung; es befinden sich bestimmt gerade Briefe auf Ihrem Schreibtisch, wo Sie dies testen können. Vermerken Sie beispielsweise ein „Danke“ und dazu ein paar persönliche Worte. Nehmen Sie künftig einfach nicht mehr den Aufzug in Ihr Büro, sondern wählen Sie bewusst den Weg durchs Haus. Spontane Gespräche eröffnen oft ungeahnte Möglichkeiten und somit lassen sich die Stimmungen im Haus viel besser erkennen, ganz nach der Devise „Die wichtigsten Gespräche finden an der Kaffeemaschine statt!“ Auch über eine Vorstandspost ins Home-Office, wo es derzeit den Spagat zwischen Kinderbetreuung und Beruf zu meistern gilt, freuen sich die Eltern in Ihrem Unternehmen sicher ganz besonders. Rufen Sie einen regelmäßigen Chat oder eine App ins Leben, um einfach, direkt und schnell mit den Mitarbeitern*innen kommunizieren zu können. Sicherlich haben Sie als Führungspersönlichkeit noch viele weitere kreative Ideen für Ihr Haus.
Die inspirierende Wirkung von Ihnen als Vorstand kostet nichts und ist trotzdem unbezahlbar!
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